Mit „Global Gateway“ will die Europäische Union ihre weltweite Entwicklungszusammenarbeit stärken. Bis 2027 sollen 300 Milliarden (Mrd.) Euro über die Initiative vor allem in die Infrastruktur von Schwellen- und Entwicklungsländern fließen. Etwa die Hälfte davon soll in afrikanischen Ländern südlich der Sahara eingesetzt werden. Geplant sind Investitionen in die Bereiche Bildung, Gesundheit, digitale Vernetzung, Transport sowie Klimaschutz und nachhaltige Energie.
„Global Gateway investiert in die Projekte, die unsere Partner brauchen – von der Vorbeugung gegen naturbedingte Risiken bis hin zu sauberer Verkehrs- und Energieinfrastruktur“, sagte EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen im Frühjahr, als sie mit Werner Hoyer, Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) eine neue Finanzierungsrunde ankündigte.
Bis dahin hatte die Europäische Investitionsbank (EIB) über den Geschäftsbereich EIB Global nach eigenen Angaben bereits 31 Mrd. Euro für das „Tor zur Welt“ mobilisiert, wie man den Namen der Initiative frei übersetzen könnte. Nun sollen weitere Finanzmittel in Höhe von 18 Mrd. Euro hinzukommen.
Mit dem Geld sollen Direktinvestitionen privater Akteure durch einen „Mix aus Zuschüssen, Darlehen zu Vorzugsbedingungen und Garantien“ gefördert werden. Auf die Garantien „könnten Unternehmen dann zugreifen, wenn sie zum Beispiel für den Bau neuer Windräder oder Stromnetze Kredite aufgenommen haben, das Projekt im Ausland aber aus irgendeinem Grund scheitert“, heißt es dazu im Tagesspiegel Background.
Ein großer Teil der Finanzmittel soll in die Energiewende fließen beziehungsweise in den von vorneherein nachhaltigen Aufbau der Energieversorgung. Denn rund zehn Prozent der Weltbevölkerung leben bis heute ohne Zugang zu elektrischer Energie. Das Gros dieser Menschen lebt in Sub-Sahara-Afrika, wo nur etwa 50 Prozent der Menschen Strom haben.
Mit der EU-Afrika-Initiative für grüne Energie innerhalb von Global Gateway sollen bis 2030 mindestens 100 Millionen dieser Menschen einen Stromanschluss bekommen. Dafür soll eine Erzeugungskapazität von mindestens 50 Gigawatt (GW) aufgebaut werden. Zudem ist die Errichtung von 40 GW Elektrolysekapazität zur Gewinnung von nachhaltigem Wasserstoff geplant. Von den 150 Milliarden Euro, die für Afrika vorgesehen sind, sollen zehn Prozent in den Energiesektor fließen.
Zu den prominenteren Projekten der EU-Afrika-Initiative gehören eine Reihe Übertragungsleitungen, die die Stromnetze mehrerer Länder im südlichen Afrika – darunter eine Verbindung zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Sambia und eine andere, die von Sambia über Tansania bis ins ostafrikanische Kenia reicht. Dies würden den Ländern ermöglichen, mit Strom zu handeln und nachhaltige Energieressourcen wie Solar, Wind- und Wasserkraft gleichmäßiger zu nutzen – also momentane Überproduktionen dorthin zu leiten, wo Strom gerade knapp ist.
Insbesondere in mittelafrikanischen Ländern von Ghana bis Kamerun sowie einigen weiteren werden sogenannte Inselnetze errichtet. Das sind kleine Stromnetze, die aus dezentralen Erzeugungsanlagen wie Windrädern und Solaranlagen versorgt werden, die durch Batteriespeicher und mit Kraftstoff betriebene Generatoren ergänzt eine sichere Stromversorgung bereitstellen können.
Solche Mininetze können gerade in dünn besiedelten Gebieten eine kostengünstigere und schnellere Lösung zur Elektrifizierung als Übertragungsleitungen darstellen. Zum Beispiel sollen mehrere Inselnetze im Süden und Westen von Madagaskar rund 35.000 Haushalte Zugang zu Strom verschaffen.
Die andere Hälfte der 300 Mrd. Euro soll Investitionsanreize in Asien, im Pazifik, in Lateinamerika sowie in Osteuropa setzen. In Albanien soll eine schwimmende Photovoltaik-Anlage mit einer Kapazität von 12,9 Megawatt (MW) errichtet werden. Ein weiteres Projekt ist der „Trans-Balkan Electricity Corridor“, der die Stromnetze von Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Serbien mit denen der EU-Staaten Kroatien, Ungarn Rumänien und Italien verbinden soll.
In den Förderbereich „Klima und Energie“ der Initiative Global Gateway fallen auch Projekte, in denen es um Umwelt- und Artenschutz geht, sowie Präventivmaßnahmen zur Abwehr von Folgen des Klimawandels. Dazu gehört das Unterbinden illegaler Rodung von Urwäldern und die Sicherung der Wasserversorgung.