Energiewende und Digitalisierung sind zwei der größten Herausforderungen unserer Zeit. Was, wenn man beide miteinander verbinden könnte, um nachhaltige Lösungen zu schaffen? Genau darauf zielt windCORES ab – ein innovatives Konzept, bei dem Rechenzentren direkt mit Strom aus Windkraft betrieben werden.
Erforscht und entwickelt hat die Idee der Anlagenbetreiber WestfalenWIND in Zusammenarbeit mit dem Software Innovation Campus Paderborn (SICP) der Universität Paderborn. „Die Idee hinter windCORES ist so einfach wie effizient: Stromintensive Rechenzentren dort zu bauen, wo der Strom klimafreundlich produziert wird – konsequenterweise also auch in Windenergieanlagen“, sagt Fiete Dubberke, Geschäftsführer des Tochterunternehmens WestfalenWIND IT.
Die Rechenzentren werden direkt in Windenergieanlagen integriert. Dabei nutzen sie die bereits vorhandene Infrastruktur, erklärt Dubberke: „Wir müssen keine Flächen versiegeln, Gebäude bauen und Infrastruktur erschaffen, denn Gebäude, Strom und Glasfaseranbindung sind bereits vorhanden.“ 2019 wurde das Konzept mit dem Deutschen Rechenzentrumspreis für die beste Innovation ausgezeichnet.
Das erste windCORES-Rechenzentrum wird seit 2018 von der Uni Paderborn genutzt. Vier IT-Sicherheitsschränke sind im 15 Meter breiten Fuß des Stahlbetonturms einer Windenergieanlage installiert. Insgesamt genügt ihre Rechenleistung für etwa zwölf mittelständische Unternehmen, also ein mittleres Gewerbegebiet.
„Wir bieten Kunden sowohl Standardlösungen als auch den Platz für eigene Hardware an“, erklärt Dubberke. „Von einfachen Webservern bis hin zu komplexen, virtuellen Maschinen im Cloud-Bereich ist bei uns alles möglich. Ob Cloud- oder Colocation-Bereich, wir können individuell zugeschnittene Lösungen anbieten.“
Bei Colocation handelt es sich um einen Service, bei dem Rechenzentrumsflächen zur Verfügung gestellt werden, damit Dritte ihre IT-Systeme dort betreiben können. Cloud Computing bietet die flexible Bereitstellung und Nutzung von gemeinsamen Computerressourcen, wie Servern, Datenspeichern und Anwendungen, über das Internet. Es ermöglicht den Zugriff auf diese Ressourcen von verschiedenen Geräten aus, ohne dass umfangreiche Einrichtungen oder Investitionen erforderlich sind
Die Integration von Rechenzentren in Windenergieanlagen sorgt dafür, dass emissionsfrei erzeugter Strom direkt vor Ort genutzt wird, was den CO2-Fußabdruck erheblich reduzieren kann. WindCORES hat sich seine Lösung nach eigenen Angaben europaweit patentieren lassen.
Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) und Datenanalyse sollen nun Erkenntnisse gewonnen werden, um den Betrieb zu optimieren und Ausfallzeiten zu minimieren. Ein besonderer Vorteil von windCORES ist zudem die Möglichkeit der Integration in bereits bestehende Windparks, um auch ältere Anlagen von den Vorteilen profitieren zu lassen.
Dubberke und betont zudem die CO2-Einsparungen: „Mit unseren Installationen sparen Sie bei jeder Kilowattstunde Strom über 400 Gramm CO2. Das macht bei nur einem Rack mit einem durchschnittlichen Leistungsbezug von drei Kilowatt eine jährliche CO2-Ersparnis von über zehn Tonnen.“
Erste Anwender gibt es bereits: Der TV-Streaming-Anbieter Zattoo nutzt seit 2020 ein windCORES-Rechenzentrum, um klimaneutrales Streaming anzubieten. Als nächstes steht kontinuierliche Weiterentwicklung des Konzepts an, um den steigenden Anforderungen der IT-Branche gerecht zu werden. Eine Möglichkeit, die erforscht wird, ist zudem die Kombination von Rechenzentren und 5G-Mobilfunk-Standorten entlang von Autobahnen oder Bahntrassen.
Nach Unternehmensangaben plant windCORES, in den nächsten fünf bis zehn Jahren, das Konzept überregional auszubauen und Rechenleistung im Megawatt-Bereich anzubieten.